Smartphones: Umweltrat fordert bundesweiten Reparaturbonus

Die Umweltweisen appellieren an die Politik, Kauf- und Nutzungsoptionen bei Handys zu verändern und so klima- und umweltfreundlicheres Handeln zu erleichtern.

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Smartphone wird repariert

(Bild: Shutterstock/PK Studio)

Lesezeit: 3 Min.

Der Sachverständigenrat für Umweltfragen, der die Bundesregierung seit 50 Jahren berät, ermutigt die Politik, klima- und umweltfreundlicheres Handeln einzelner Menschen einfacher zu gestalten. Die Rahmenbedingungen müssten so umgestaltet werden, dass Umweltschutz die naheliegende Option wird. Am Beispiel von Smartphones drängen die Experten darauf, einen bundesweiten Reparaturbonus nach Vorbildern etwa aus Thüringen und Österreich einzuführen. Solche Programme gelten als Option, die längere Nutzung von Produkten zu fördern und so zu einer nachhaltigen Wirtschaftsweise beizutragen.

Ein möglicher Verbündeter dabei, älteren Geräten ein zweites Leben einzuhauchen, könnte das Reparaturhandwerk sein, schreiben die Umweltweisen in einem am Dienstag veröffentlichten Gutachten. Denkbar seien eigene Angebote für Aus-­ und Weiterbildung sowie Kooperationen mit Reparaturinitiativen. Auch die Kommunen profitierten, "wenn regional Arbeitsplätze und Wertschöpfung entstehen, sodass sie als Partner gewonnen werden sollten". Grundlegende Einflussfaktoren hingen stark von der Bereitstellung von Informationen und der Bildung ab. Dazu gehörten etwa Reparatur als verpflichtender Unterrichtsinhalt in Grund­- und weiterführenden Schulen, Einweisungen in die Gerätepflege, aber auch Wissen um die Folgen von Rohstoffverbräuchen.

"Längere Garantie­ und Gewährleistungsfristen sowie das Recht auf Reparatur können mittelfristig zu einer höheren Wertschätzung führen", betont der Rat mit Blick auch auf Software-Updates. Das Angebot einer individuellen Kostensenkung über den geforderten Bonus vereinfachten Reparaturentscheidungen. Unterstützend wirkten organisatorische Erleichterungen wie ein unkomplizierter Zugang zu Ersatzteilen, Anleitungen und Reparaturbetrieben etwa über Informationsplattformen sowie die Förderung regionaler Reparaturinitiativen. Entscheidend sei es auch, Kauf- und Nutzungsoptionen bei Smartphones strukturell zu verändern. Die Forscher empfehlen dazu eine Trennung von Verträgen und Geräten, eine eindeutige Ausweisung des Gesamtpreises auch für eine Miete oder innovative Boni bei Vertragsverlängerung etwa in Form eines Akkus­ oder Displayaustauschs.

Die Chancen, den bisherigen Trend zum häufigen Wegwerfen funktionsfähiger Elektrogeräte zu verlangsamen, erachten die Forscher grundsätzlich als gut: Die europäische Initiative für nachhaltige Produkte werde absehbar zu mehr Ökodesign bei der Geräteplanung führen. Ergänzende Maßnahmen dürften in der Bevölkerung auf Akzeptanz stoßen, da eine längere Nutzung der Geräte helfe, Kosten zu sparen. Auch parteipolitisch sollten solche Maßnahmen vermittelbar sein, schließlich erlangten Verbraucher durch Information, Reparaturmöglichkeiten, eigene einschlägige Kenntnisse oder finanzielle Hilfen "eine größere Wahlfreiheit bei der Gerätenutzung".

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"Wir können die ökologischen Krisen nur eindämmen, wenn alle beitragen", unterstrich Ratsmitglied Annette Elisabeth Töller von der Fernuni Hagen. "Ob Konsum, private Investitionen oder Freizeitverhalten: Es ist höchste Zeit, dass die Politik umweltfreundliches Verhalten erleichtert, fördert und – wo notwendig – auch einfordert." Dies sei nicht nur eine Aufgabe für die Umweltpolitik, sondern auch für Ressorts wie Verkehr, Energie, Bauen und Ernährung. Der oft zu hörende Vorwurf der "Bevormundungspolitik" greife so pauschal zu kurz: "Verhalten ist immer von außen beeinflusst, etwa durch Werbung und frühere politische Entscheidungen, derzeit aber häufig zulasten der Umwelt." Neben Handys sieht der Rat beispielsweise auch bei Fleischverzehr und Gebäudesanierung individuelle Konsumentscheidungen als besonders wichtig für erfolgreichen Umwelt- und Klimaschutz an.

(olb)