NABU-Pressemitteilung 27.04.2024



Umwelt/Meere
Wie grün ist das grüne Kraftwerk Nordsee?
Auf dem Weg zum „Industriepark Nordsee“ bleiben Naturschutzziele auf der Strecke

Berlin – 300 Gigawatt bis 2050: Mit der Ostende-Deklaration haben die Energieministerinnen und -minister der Nordsee-Anrainerstaaten ambitionierte Ausbaupläne für die Offshore-Windenergie festgelegt. Doch was bedeutet das für das Ökosystem Meer? „Wie grün kann das ausgerufene grüne Kraftwerk Nordsee werden, wenn notwendige Ausbauziele für erneuerbare Energien nicht zusammen mit den Zielen des Meeresnaturschutzes geplant werden? Das haben wir auf dem Nordseegipfel in Ostende vermisst. Die sensiblen Ökosysteme der Nord- und Ostsee dürfen aber nicht nur als Raum für die Energieversorgung betrachtet werden. Ihre Funktionen sind Teil unserer Lebensgrundlagen“, mahnt NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger.

„Die Offshore-Windkraft drängt in ein krankes Ökosystem, wir haben Umweltziele verfehlt, ein Drittel der Arten steht auf der Roten Liste. Während Seevogel- und Schweinswalbestände abnehmen und der Weltklima- mit dem Weltbiodiversitätsrat für ein Miteinander von Klima- und Naturschutz werben, ist die Politik auf diesem Ohr taub. Umweltstandards werden abgebaut, obwohl sich so kein einziges Windrad früher drehen wird“, kritisiert NABU-Leiter Meeresschutz Kim Detloff.

Der Bedarf erneuerbarer Energien ist unstrittig, ebenso wie eine Beschleunigung der Verfahren. Doch die unvermeidbaren Effekte der Windenergie auf See drohen nach Überzeugung des NABU aus dem Ruder zu laufen, wenn Verträglichkeitsprüfungen und Monitoring ausgesetzt, Ausbauziele immer weiter erhöht werden und der Druck auf das Meer durch die zunehmende Industrialisierung weiter steigt. „Wir erwarten von der Bundesregierung, die Krise unserer Natur ernst zu nehmen und auch hier entschlossen zu handeln. Damit die naturverträgliche Energiewende gelingt, brauchen wir eine bessere Standortwahl, technische Innovation vom schwimmenden oder gebohrten Fundament bis zur automatisierten Abschaltung, eine bessere Hafeninfrastruktur und die überfällige Qualitätsoffensive in Planung und Verwaltung“, so Krüger weiter. Viel hilft viel – dieser Planungsgrundsatz für die Offshore-Windenergie greift nach Ansicht des NABU viel zu kurz.

Hintergrund
Die Bundesregierung hat über den Koalitionsvertrag das Ausbauziel von mindestens 70 Gigawatt Offshore-Windenergie bis zum Jahr 2045 vorgegeben, eine Verzehnfachung zu heute. Insbesondere geschützte Seevögel drohen zu den Verlierern der Energiewende auf See zu werden, meiden Windparks großräumig im Abstand bis über 20 Kilometern. So droht ihnen die Hälfte der deutschen Nordsee als Lebensraum verloren zu gehen. Der NABU hat jüngst eigene Vorschläge für eine Neuordnung der Windenergieplanung in der deutschen Nord- und Ostsee gemacht, die sich am Ökosystem ausrichtet und hilft Umweltauswirkungen zu minimieren. Die Studienergebnisse werden am Dienstag auf dem Meeresumweltsymposium des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie in Hamburg vorgestellt. Einen Tag später diskutiert der NABU auf der Berliner Zukunft Offshore-Konferenz wie Natur- und Klimaschutz gemeinsam gelingen können.
Mit mehr als 900.000 Mitgliedern und Fördernden ist der 1899 gegründete NABU der älteste und mitgliederstärkste Umweltverband Deutschlands. Der NABU engagiert sich für den Erhalt der Lebensraum- und Artenvielfalt, den Klimaschutz sowie die Nachhaltigkeit der Land-, Wald- und Wasserwirtschaft. Der NABU begeistert für die Natur und fördert naturkundliche Kenntnisse für ein aktives Naturerleben. Mehr Infos: www.NABU.de/wir-ueber-uns  
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